Seit einem Jahr beherbergen wir eine ganz besondere Trainingsgruppe bei uns in der Abteilung. Kinder aus der Ukraine, die mit ihrer Mutter vor dem schrecklichen Krieg zuhause fliehen mussten und hier in Aachen gelandet sind. Wie es dazu kam und was es für die Kinder bedeutet, darüber wollen wir euch einmal informieren.
Dieses Hilfsprojekt entstand eigentlich aus einem Zufall, was die Alemannia angeht. Die Initiative ging von Alina Murtazaeva und ihrem Ehemann Adzhmal Murtazaev aus. Das Ehepaar aus Russland lebt schon seit einigen Jahren hier in Aachen und sie haben Novus Entwicklungs- und Integrationszentrum gegründet. Sie spinnen ein Netzwerk für Emigranten aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion, welche sich in Aachen und Umgebung niederlassen, um diesen Menschen eine erste Anlaufstelle zu geben. Dabei helfen sie den Neuankömmlingen, sich in unserer Gesellschaft zurecht zu finden, was zu beachten ist, wie die Behörden funktionieren, wie das Leben bei uns hier allgemein funktioniert. Darüber hinaus bieten sie aber auch die Möglichkeit, auf ihrer Plattform wie „Aachen Online“, einem Telegramm-Kanal, an alle Informationen weiterzugeben, auch, welche Integrationsmöglichkeiten es gibt, seien es sportliche oder auch andere kulturelle Angebote.
Mit dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine und den dadurch auch in Aachen vermehrt ankommenden Flüchtlingen, haben sich Alina und Adzhmal die Aufgabe gestellt, den traumatisierten Kindern Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten, damit sie ein wenig abschalten können, da viele von ihnen einiges vom Krieg miterlebt haben. Zuerst konnten sich die Kinder in kreativen Bastelkursen ablenken. Dann war schnell die Idee geboren, den Kindern auch ein sportliches Angebot zu machen. Und mit Alexej, einem Pastor aus der Ukraine, der sich ebenfalls der sozialen Arbeit verschrieben hat, sollte den Kindern ein Angebot für Schach und Tischtennis gemacht werden. Tischtennis, weil da Alexej auch als Trainer fungieren konnte. Die ursprüngliche Idee war beim Tischtennis, einen Kurs für 6 oder 7 Trainingseinheiten in den Sommerferien anzubieten. Die Frage war nur, wo kann dieser Kurs stattfinden?
Und da kam „Kommissar Zufall“ mit ins Spiel, der den Kontakt zu unserer Abteilung bahnte. Denn Alina erzählte einer Bekannten von dem geplanten TT-Projekt, welche unsere Andrea Bothor kennt. Und Andrea hat dann die Anfrage in die Vorstandssitzung unserer Abteilung eingebracht. Und es war natürlich keine Frage, dass wir dieses Projekt voll unterstützen wollten. Denn wir haben den Platz und die Zeit gehabt, problemlos eine weitere Trainingsgruppe in unserer Halle unterzubringen. Es wurde dann noch geklärt, ob eine gemischte Trainingsgruppe gewünscht war. Und nachdem klar war, dass die ukrainischen Kinder vorerst eine eigene Trainingsgruppe unter sich mit ihrem Trainer Alexej machen wollen, starteten an einem Montag viele ukrainische Kinder das neue TT-Projekt. Und aus den 6-7 Trainingseinheiten ist nun ein Jahr geworden.
Es kommen bis zu 12 Kinder im Alter zwischen 10 – 13 Jahren zu dem Training und sie können da komplett abschalten. Mit großem Spaß und einige mit echt gutem Händchen spielen sie den kleinen weißen Plastikball. Und die Freude in den Augen der Kinder bestätigt immer wieder, dass es genau die richtige Entscheidung war, dieses Projekt zu unterstützen und zu einem Alemannen-Projekt zu machen.
Nach einem Jahr stellt sich nun die Frage, wie es denn wohl weitergeht mit diesem Projekt. Bleibt es bei einer eigenständigen Trainingsgruppe oder werden sie einfach Teil unseres Jugendtrainings? Oder wird das Projekt komplett beendet? Soviel ist schon einmal klar, das eigentliche Projekt ist erst einmal beendet, geht aber in eine neue Phase über. Die Eltern sind informiert und der Wunsch der Kinder, weiterzuspielen, soll erfüllt werden, und zwar bei der Alemannia. Dazu sagt Alina: „Das finde ich sehr wichtig, da mit einem gemeinsamen Training und als Teil eines Vereins eine noch tiefere Integration gelingen kann, sowohl sprachlich als auch kulturell. Die bisherige Kooperation mit der Alemannia war wirklich richtig gut, sodass wir uns freuen, dass es gemeinsam noch weiter geht.“
Unsere Abteilung ist auf jeden Fall für alles offen und wenn die Kinder weiterhin Tischtennis spielen möchten, sind sie bei uns herzlich willkommen. Wir möchten gerne weiterhin dabei helfen, dass sie einen Ausgleich und eine Ablenkung von der brutalen Realität des Krieges in ihrer Heimat finden und eine gute und unbeschwerte Zeit bei uns haben.